Korruption, Doping, Kommerz

Ob »Sommermärchen-Affäre«, Dopingskandale oder zunehmende Kommerzialisierung: Der Spitzensport ist auf keinem guten Weg. Das gilt insbesondere für seine größte Sparte, den Herrenfußball. Doch es gibt auch Lichtblicke, und die Probleme sind nicht unlösbar.

Von Linus Lanfermann-Baumann

Bild: Via piqsels, CC0

Insbesondere die kürzliche Wiederaufnahme der 1. und 2., inzwischen auch der 3. Fußball-Bundesliga wurde und wird heftig diskutiert. Die einen betonen organisatorische und wirtschaftliche Notwendigkeiten wie die Frage von Auf- und Abstieg und die Abhängigkeit von Fernsehgeldern. Dazu heben sie die Wirksamkeit des Corona-Konzepts der Deutschen Fußball Liga hervor. Die anderen sehen in der Entscheidung zur Saisonfortsetzung eine unzulässige Privilegierung des Herrenfußballs, eine Wettbewerbsverzerrung und eine unnötige Gefährdung der Spieler. Positive Befunde wie beim 1. FC Köln und bei Dynamo Dresden begleiteten die Debatte. Überschattet wurde sie vom Berliner Stürmer Salomon Kalou, der unlängst ein munteres Video veröffentlichte, indem er – fleißig Hände schüttelnd – das neue Hygienekonzept ad absurdum führt. Sein Rausschmiss ließ nicht lange auf sich warten. So wird in diesen Zeiten einmal mehr deutlich, welch bedenkliche Richtung der Spitzensport schon seit langem eingeschlagen hat – nicht nur in der Fußballsparte.

Das Problem der Funktionär*innen

Die vielleicht größte Bedrohung für die Zukunft des Profisports sind die Mächtigen. Das Internationale Olympische Komitee um seinen deutschen Präsidenten Thomas Bach hat inmitten einer Pandemie tatsächlich bis zum 24. März gebraucht (und obendrein die Proteste vieler Sportler*innen sowie die Bitte des japanischen Ministerpräsidenten Abe benötigt), um die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr auf 2021 zu verschieben. Die Gründe für die verzögerte Entscheidung sind klar: Die Unterkünfte im olympischen Dorf sind schon ab Herbst 2020 weiterverkauft, viele Veranstaltungsorte weitervermietet, Medienrechte teuer vergeben. Die Verschiebung eines solchen Ereignisses geht mit organisatorischen Schwierigkeiten einher und kostet vor allem sehr viel Geld, weshalb bis zum 24. März das Wohlergehen der Sportler*innen und Besucher*innen nicht im Vordergrund stand.

Einen vergleichbaren Kurs fuhren lange auch große Fußballvereine wie der FC Liverpool. Entgegen der Klubhymne »You’ll Never Walk Alone« wollte die millionenschwere Führungsriege seine Mitarbeiter*innen unter Ausnutzung eines vor allem für kleinere Unternehmen gedachten Regierungsprogramms in die Zeitarbeit oder den Zwangsurlaub schicken. Erst unter erheblichem Druck von Angestellten und Öffentlichkeit machte die Klubführung einen Rückzieher.

Dass es das Geld ist, was viele mächtige Sportfunktionär*innen bewegt, ist keine neue Einsicht. Erst vor wenigen Jahren hat die sogenannte »Sommermärchen-Affäre« die idyllischen Vorstellungen von der Heim-WM 2006 ruiniert. Vor wenigen Wochen dann hat das Schweizer Bundesstrafgericht den Prozess gegen die bei der Vergabe der Weltmeisterschaft mutmaßlich in Schmiergeldzahlungen verwickelten ehemaligen Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen anstehender Verjährung eingestellt. Niersbachs Amtsnachfolger als DFB-Präsident, Reinhard Grindel, musste 2019 zurücktreten, weil ihm nach all den von der Schmiergeldaffäre überschatteten Jahren nichts Besseres eingefallen war, als von einem ukrainischen Oligarchen eine Luxusuhr als Geschenk anzunehmen.

Das politische Problem

Doch nicht nur aufgrund wiederholter Korruptionsvorwürfe geben die Strippenzieher des internationalen Sports oft ein schwaches Bild ab. Auch in der politischen Auseinandersetzung, die den Sport bisweilen begleitet, spielt Geld wiederholt eine größere Rolle als ein demokratisches Rückgrat und die Verteidigung der Meinungsfreiheit. Ein bekanntes Beispiel sind die Proteste gegen Rassismus, die 2016 die US-amerikanische National Football League durchzogen. Ausgehend vom damaligen Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, gingen immer mehr Spieler während der obligatorischen Nationalhymne vor dem Spiel aus Protest gegen die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung auf die Knie. Die Reaktion der Klubs ist bezeichnend: Obwohl einige immer wieder dringend einen neuen Quarterback suchten, fand der am vorigen Saisonende von seinem Klub entlassene Kaepernick – aus sportlich nicht erklärbaren Gründen –  keinen neuen Verein. Das Knien während der Hymne ist inzwischen verboten.

Knieend während der Nationalhymne: Die San Francisco 49ers vor einem Spiel gegen die Washington Redskins am 15. Oktober 2017 in Landover, Maryland. Keith Allison from Hanover, MD, USA / CC BY-SA.

Ein vergleichbares politisches Einknicken der Entscheidungsträger*innen ist immer wieder auch in anderen Sportarten zu beobachten. Daryl Morey, der Manager der Houston Rockets aus der US-amerikanischen National Basketball Association (NBA), twitterte im Oktober vergangenen Jahres: »Fight For Freedom. Stand With Hong Kong.« Anstatt den harmlosen Tweet und Moreys Recht zur Meinungsfreiheit zu verteidigen, nannte die NBA den Tweet nach massiven Beschwerden aus China, Sponsorenverlusten und dem kurzzeitigen Abbruch der chinesischen NBA-Fernsehübertragung »regrettable«. Morey, inzwischen auch im eigenen Verein unter Druck geraten, löschte daraufhin seinen Tweet. Ähnlich erging es einem E-Sportler des Online-Kartenspiels Hearthstone, der zwei Tage nach Morleys Tweet ebenfalls für die Protestler in Hongkong einstand, was vom Entwickler des Spiels mit Turnierausschluss und Geldstrafe sanktioniert wurde. In beiden Fällen hat die Finanzkraft des chinesischen Markts über die Demokratie gesiegt.

Man muss sicher eingestehen, dass die Proteste vieler Sportler*innen nach dem Tod George Floyds geduldet wurden. Doch ob sich diese Toleranz zu einem Dauerzustand entwickelt, darf bezweifelt werden. Die Gegenstimmen sind nämlich weiterhin prominent: Insbesondere die Proteste in der NHL und der amerikanischen Fußballnationalmannschaft der Frauen um Kapitänin Megan Rapinoe waren US-Präsident Donald Trump stets ein Dorn im Auge. Als das längst überfällige Ende des Protestverbots für die amerikanischen Fußballnationalteams beschlossene Sache war, kündigte Trump auf Twitter den Boykott an: »And it looks like the NFL is heading in that direction also, but not with me watching!«

Das Fairness-Problem

Ein problematisches Verhalten legen sowohl die Funktionär*innen als auch viele Sportler*innen in den anhaltenden Dopingskandalen an den Tag. Am meisten Eindruck hat die Russland-Affäre hinterlassen, die 2014 durch die russische Läuferin und Whistleblowerin Julija Stepanowa und ihren Ehemann, einen ehemaligen Angestellten der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, ins Rollen kam – und zum Teilausschluss Russlands von den Olympischen Spielen 2016 führte. Die Basis dafür war der sogenannte »McLaren-Report« der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die Russland jahrelanges systematisches Staatsdoping nachweisen konnte. So richtig die Entscheidung des IOC für einen Teilausschluss auch war – ein Gesamtausschluss hätte nun mal auch Unschuldige getroffen –, so bezeichnend ist es doch, dass Stepanowa ebenfalls nicht starten durfte.

Eine Nachahmerin fand das IOC im internationalen Schwimmverband FINA. Der chinesische Starschwimmer Sun Yang – in der Vergangenheit schon des Dopings überführt, aber freilich ein Zugpferd der Vermarktung – entzog sich Ende 2018 einer unangekündigten Urinkontrolle, während sein Umfeld die abgegebene Blutprobe zerstörte. Als er, von der FINA unbehelligt, bei der Schwimmweltmeisterschaft 2019 Gold gewann, weigerte sich der Zweitplatzierte Australier Mack Horton, mit auf das Podest zu steigen, und erhielt vom Verband darauf prompt eine Verwarnung. Vor wenigen Monaten erst ordnete dann der Internationale Sportgerichtshof eine Sperre Yangs an. Einspruch wird folgen.

Das Problem der Profis

Doch kann man die vielen Fehlentwicklungen nicht nur den Verbänden anlasten. Auch die Sportler*innen selbst haben ihren Anteil, wobei der Herrenfußball wohl die besten Beispiele liefert. Die beiden prägendsten Fußballer des Jahrzehnts, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, sind verurteilte Steuerhinterzieher. Auch Weltstars wie Gerard Piqué oder Alexis Sanchez sind überführte Steuersünder. Der Brasilianer Neymar, der den Vorhergenannten in fußballerischer Genialität in Nichts nachsteht, muss sich diesbezüglich ebenfalls Vorwürfe gefallen lassen. Dazu kommen Streiks wie die des Franzosen Ousmane Dembelé, der 2017 trotz laufenden Vertrags bis 2021 arbeitsverweigernd seinen Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Barcelona forcierte.

Auch auf dem Platz sorgt das Verhalten vieler Fußballspieler (und nur weniger Fußballerinnen) für Kopfschütteln. Auf YouTube gibt es Kompilationen von Schwalben, also vorgetäuschten Fouls, durch Neymar und andere. Das spielverzögernde Langsam-Vom-Platz-Gehen im Falle einer Auswechslung ist fast schon zu einer eigenen Kunstform geworden. Und zu den Grundeigenschaften eines Fußballprofis scheint es heutzutage zu gehören, bei jeder Entscheidung durch den Schiedsrichter zunächst einmal zu reklamieren oder doch zumindest den Arm zu heben, unabhängig davon, ob man die Situation überhaupt gesehen hat.

Das ist umso fataler, wenn man bedenkt, wie groß die Strahlkraft der Profis auf den Amateurfußball ist. Vor allem der fußballerische Nachwuchs und die jüngeren Fans folgen den Stars zuhauf auf Social Media – auch wenn die ihre Kanäle oft nicht selbst führen. Um sich allerdings dieser Verantwortung bewusst zu werden, muss man vielleicht erst selbst begreifen, was für ein privilegiertes Leben man führt. In Anbetracht des in der Corona-Krise oftmals ausbleibenden Gehaltsverzichts vieler millionenschwerer Profis scheint noch nicht jeder Spieler zu dieser Erkenntnis gelangt zu sein.

Das Problem des Marktes

Ein abschließendes, zumindest in Europa erneut vor allem den Fußball betreffendes Problem darf hier natürlich nicht fehlen: die explodierenden Ablösesummen und Gehälter sowie die zunehmende Kommerzialisierung. Der Transfer Cristiano Ronaldos vom englischen Fußballverein Manchester United nach Spanien zu Real Madrid für 94 Millionen Euro sprengte 2009 den acht Jahre alten Rekord des Franzosen Zinedine Zidane. Inzwischen ist er nur noch auf Rang 11: Tatsächlich haben zehn Fußballer seitdem die 100-Millionen-Marke geknackt, neun davon in den letzten fünf Jahren, darunter auch Ronaldo selbst. Man kann das an sich schon absurd, unmoralisch, zynisch nennen. Darüber hinaus schadet es aber auch dem Sport selbst, wenn eine Elite reicher Vereine, die diese exorbitanten Summen zahlen kann, die internationale Konkurrenz auf Dauer dominiert. Ein Versuch der Begrenzung durch den europäischen Fußballverband, das sogenannte »Financial Fairplay«, greift bisher kaum.

Die Ausgaben für die Spieler steigen in erster Linie wegen der gewaltigen Einnahmen, die sich aus dem Verkauf der Medien- und Übertragungsrechte an Fernsehen und Streamingdienste ergeben. Die Bedürfnisse der Fans, den Sport möglichst einfach und kostengünstig zu verfolgen, müssen seit Jahren vor finanziellen Interessen zurückstecken. Eine Aufsplittung der Übertragungsrechte hat sich für die Deutsche Fußball Liga nämlich als attraktiv erwiesen. Beispielsweise hätte ein deutscher Fußball-Fan für alle wichtigen Spiele der Saison 2018/19 die Anbieter Eurosport, Sky und DAZN abonnieren müssen – zum Jahrespreis von knapp 460 Euro. Zwar überträgt Eurosport seitdem nicht mehr selbst, aber ein Abonnement bei Sublizenz-Inhaber DAZN und das Sportpaket bei Sky kosten zusammen immer noch mehrere hundert Euro.

Lichtblicke

Dabei würde ich natürlich ein einseitiges Bild vermitteln, beschriebe ich nur das Negative im Weltsport der letzten Jahre. Tatsächlich schreibt er nämlich weiterhin großartige Geschichten. Da wäre Dirk Nowitzki zu nennen, der sympathische Riese aus Würzburg, der letztes Jahr als einer der besten Basketballer aller Zeiten nach über zwanzig Jahren beim selben Verein in der NBA seine Karriere beendete. Noch nie hatte er Probleme mit Gehaltsverzicht, Fair Play ist eines seiner Markenzeichen, und auch abseits des Felds führt er ein weitgehend skandalbefreites Leben. 

Ein positives politisches Signal konnte der Sport bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang setzen, als Nordkorea und Südkorea ein gesamtkoreanisches Eishockey-Team der Damen teilnehmen ließen. Zwar belegte das Team, das unter dem Namen »„Korea«“ auflief, den letzten Platz, dem großen symbolischen Wert tat dies aber keinen Abbruch. Ein Genuss abseits nationaler Implikationen war die Konkurrenz der männlichen Stabhochspringer bei der Leichtathletikweltmeisterschaft letzten Jahres. Der US-Amerikaner Sam Kendricks, der Schwede Armand Duplantis und der Pole Piotr Lisek lieferten einen hochklassigen Wettkampf, gratulierten sich immer wieder gegenseitig zu neu erreichten Höhen und lagen am Ende glücklich zusammen auf der Weichbodenmatte.

Auch der Fußball liefert Beispiele. Mein persönliches Highlight der Weltmeisterschaft 2018 in Russland war der Uruguayer José Giménez, der im Viertelfinale kurz vor Spielende auf dem Platz hemmungslos zu weinen begann, als klar war, dass seine Mannschaft ausscheiden würde. So viel Leidenschaft für den Sport habe ich lange nicht mehr gesehen. Ein Phänomen ist auch Christian Streich, der Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Freiburg. Vorher vor allem für seine emotionalen Ausbrüche und auch seine solidarischen Aussagen in der sogenannten »Flüchtlingskrise« aufgefallen, wurde er im November letzten Jahres im Eifer des Gefechts äußerst brutal von einem gegnerischen Spieler umgerannt. Streich hielt dazu lakonisch fest, er habe »viele schlechte Charakterzüge«, sei aber »nicht sonderlich nachtragend« und sah die Sache als erledigt an.

Auswege

Damit es aber diese Momente sind, die den Spitzensport auszeichnen, und nicht Korruption, Doping und Kommerz, muss sich dringend einiges ändern. Erstens müssen sich die Verbände erneuern. Ob auf weltweiter, europäischer oder nationaler Ebene: Korruptionsaffären müssen schonungslos von externen Ermittler*innen aufgearbeitet, Verdachtsfälle umgehend überprüft und Überführte zwingend aus ihren Ämtern befördert werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit der einzelnen Sparten und des Sports an sich.

Zweitens muss die Einsicht kommen, dass sich der Sport nicht einfach der Politik entziehen kann. Die Verbände werden sich weiter von Sportler*innen und Fans entfremden, wenn sie friedliche demokratische Protestaktionen aus ökonomischen Gründen sanktionieren, anstatt das Recht auf Meinungsfreiheit zu bekräftigen. Der Sport kann Brücken zwischen politischen Ideologien bauen, wie das Beispiel der koreanischen Eishockeymannschaft belegt hat – doch wenn die eine Seite, wie zuletzt die sonst auf ihre Demokratie so stolze westliche Welt, ihr eigenes Fundament untergräbt, statt selbstbewusst auf die andere zuzugehen, stürzt das gesamte Bauwerk ein.

Schwimmer Sun Yang, in die chinesische Nationalflagge gehüllt. Kivalo / CC BY-SA.

Drittens braucht es eine entschlossenere Doping-Politik. Anstatt verpasste Kontrollen zu dulden, Sonderanträge durchzuwinken und Whistleblower*innen zu bestrafen, gehören erwiesene Dopingsünder*innen – nicht nur Sportler*innen, sondern auch Ärzt*innen und weitere Personen aus dem Umfeld – aus der internationalen Gemeinschaft ausgeschlossen. Es braucht mehr unangekündigte Dopingkontrollen, gerade bei begründetem Verdacht. Kein Fan fiebert wirklich mit, wenn er einen Dopingbetrug vermutet, und die vielen sauberen Sportler*innen müssten sich nicht im Stich gelassen fühlen, wenn sie wüssten, dass die Verbände tatsächlich alles für die Dopingaufklärung tun und konsequent durchgreifen.

Viertens braucht es eine andere Wettkampfkultur, vor allem auf den Fußballfeldern. Hier sehe ich weniger die (in erster Linie männlichen) Fußballer im Zugzwang, die womöglich noch sehr jung sind, vielleicht keinen Schulabschluss haben, vermutlich jeden Tag in ihrem Leben hören, wie großartig sie sind, und dann auf einmal damit klarkommen müssen, Multimillionäre zu sein. Es geht vor allem um ihr Umfeld, die gesamte Jugendarbeit gerade in den Profivereinen, die Trainer*innen und sonstigen Verantwortlichen. Wer sich heute bei seiner Auswechslung fünf Minuten Zeit lässt oder bei jedem Windhauch theatralisch zu Boden fällt, würde vielleicht anders handeln, hätte gestern sein Vereinsboss oder gar vorgestern sein Jugendtrainer betont, so ein Verhalten nicht zu dulden. Selbst wenn ein Fußballer nie Verantwortung über sein eigenes Leben hinaus gewollt hat, so kann er sich den Folgen seiner Handlungen als Profi doch nicht entziehen. Das muss bei den Spielern ankommen.

Fünftens muss das wirtschaftliche System dringend reguliert werden. Ideen wie das Financial Fairplay sind ein Anfang, müssen aber besser greifen. Die Verbände müssen hier konsequenter handeln. Hauptgrund dafür, dass die Vereine gigantische Transfersummen zahlen können, sind die Mega-Fernsehverträge, unter denen die Fans aber ohnehin nur leiden. Bei den Verhandlungen über die Medienrechte könnten die Ligen also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem sie die Übertragungsrechte gebündelt verkaufen, obwohl sie dadurch finanzielle Einbußen verzeichnen müssten. Geldgeber*innen müssen es außerdem schwerer haben, in Vereine zu investieren. Sie verzerren den Wettbewerb, schaffen Finanzblasen und lassen die Vereine, falls sie das Interesse verlieren, zerrüttet zurück. Immerhin: Im Februar dieses Jahres wurde der englische Fußballverein Manchester City wegen Verstoß gegen das Financial Fairplay von der Champions League, dem wichtigsten europäischen Wettbewerb für Vereine, ausgeschlossen.

Ich bin selbst als Sportler und begeisterter Konsument von Spitzensport aufgewachsen und freue mich weiterhin auf jedes olympische Turnier, auf jede Handballweltmeisterschaft, jede Basketballeuropameisterschaft, jede Leichtathletik-Großveranstaltung und jeden Bundesligaspieltag. Doch gleichzeitig sinkt meine Lust mit jedem Jahr. Weiter so, und sie ist bald aufgebraucht.

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