Ab in den Urlaub

Improsant präsentiert beim Comedyabend in Göttingens Nörgelbuff nicht nur beeindruckend und lustig improvisierte Szenen, sondern überzeugt auch durch musikalisches Können – ein stimmiges Gesamtpaket.

Von Annalena Urbanczyk

Bild: Martin Liebetruth

Am letzten Augustwochenende packen wir unsere Koffer und lassen den Alltagsstress hinter uns: Im Nörgelbuff geht es mit der Göttinger Improtheatergruppe Improsant noch einmal in den Sommerurlaub.

Es herrscht eine ausgelassene und entspannte Stimmung im kleinen, aber gemütlichen Nörgelbuff. Improsant betritt die Bühne. Das Publikum bebt. Doch was kommt auf sie zu? Das wissen die Schauspieler:innen Lotte, Lukas und Thius wie auch Lukas am Klavier selbst nicht. Eines ist jedoch sicher: es wird lustig, denn heute ist Comedy-Impro!

Die Schauspieler:innen versetzen das Publikum zunächst in Urlaubslaune und animieren es gekonnt durch Eisbrecher zum Mitmachen. Hier entscheidet das Publikum, was geschieht, und so findet es sich an der Nordsee wieder und imitiert harmonische Geräusche der See, der Möwen und anderer Vogelarten, welche man an der See so findet.

Lustige Unannehmlichkeiten

In einer ersten Spielszenen legt das Publikum den Darsteller:innen die Wörter in den Mund: Die Zuschauenden schreiben Sätze auf (durchaus auch herausfordernde), die sie im Urlaub oft gehört haben und Lukas, Lotte und Thius ziehen nacheinander zufällig Sätze und bauen diese überraschend passend in ihre improvisierten Szenen ein – Situationskomik ist dabei garantiert.

Zwölf kleine Männer

Beim nächsten Spiel fragt Improsant nach einem bekannten Märchen. Das vorgeschlagene »Schneewittchen« wird dann kurzerhand umgedichtet: So hat Schneewittchen nicht sieben, sondern zwölf kleine Männer um sich und aus der Stiefmutter wird die biologische Mutter. Wie »Schneewittchen« gehört auch »Star Wars« wohl zum kulturellen Allgemeingut. Aber Moment Mal, was haben »Star Wars« und »Schneewittchen« denn gemeinsam? Sehr viel, wie wir von Improsant lernen. Die Darsteller:innen lassen den Zuschauer:innen die Wahl und so wird aus dem einst sanften Schneewittchen eine toughe und laute Jediritterin, die ihrer bösen, jetzt biologischen Mutter das Handwerk legen will. Die zwölf kleinen Männer, deren Namen die spanischen Zahlen eins bis zwölf sind, dienen zudem der bösen Mutter Schneewittchens als Untertanen.

Seit wann ist Schach eigentlich lustig?

Haben Spaß beim improvisierten Spiel: Lukas, Thius, Lukas und Lotte
(v. l. n. r.). Bild: Annalena Urbanczyk

Bei Improsant kann alles lustig werden, sogar der beliebte Denksport Schach, wie die nächste Spielszene beweist. Das Publikum entscheidet, welche Beziehung die Figuren auf der Bühne zueinander haben. So sind die Schachspieler Lukas und Thius Brüder, die das Erbe ihres Vaters in einer Partie Schach erkämpfen wollen. Besonders beeindruckend sind die improvisierten Lieder, die in dieser Szene eingebaut werden und das Publikum sehr zum Lachen bringen.

Stricken in der Achterbahn

Jeder besitzt mindestens ein Hobby und beim Improtheater wird einem ein Hobby eben angedichtet: Das Publikum entscheidet sich für ein wildes Hobby-Crossover: Lukas, Pianist und Gitarrist von Improsant, strickt wahnsinnig gerne in der Achterbahn und sucht nun verzweifelt jemanden, mit dem er diese Leidenschaft teilen kann. So begibt sich Lukas in die Welt des Speed Datings. Thius, Lotte und Lukas schlüpfen im Sekunden- und Minutentakt in verschiedene Rollen und versuchen den achterbahn- und strickliebenden Lukas zu bezirzen.

Ein überzeugendes Gesamtpaket

Abgesehen von der großartigen Improvisationsleistung besitzen die Spieler:innen von Improsant auch musikalisches Talent, was sie in ihren Shows gerne in Szene setzen. So schafft es Lukas immer die passenden Melodien zu spielen und unterstreicht gekonnt die Szenen, sodass die Emotionen der Darsteller:innen verstärkt werden.

Von Freude über Häme bis hin zu tränenreicher Verzweiflung ist fast jede Nuance menschlicher Gefühle auf den Gesichtern der Schauspieler:innen zusehen. Thius, Lotte und Lukas tauchen überzeugend in ihre Rollen ein, greifen gekonnt die Vorschläge des Publikums auf und erwecken die improvisierten Szenen zum Leben. Wie mitreißend das ist, macht das laute Klatschen des Publikums deutlich.

Zusammenfassend bietet Improsant eine tolle Mischung aus überzeugender Mimik, fesselnder Improvisationskunst und beeindruckendem musikalischen Talent. Die Fähigkeit, in Echtzeit Charaktere und Geschichten zu erschaffen, beweist das Talent und die Hingabe der Gruppe zum Schauspiel. Wer eine einzigartige Theatervorstellung erleben möchte, sollte sich unbedingt eine Aufführung von Improsant gönnen, da hier garantiert der Alltagsstress (zumindest kurz) vergessen werden kann.

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