Ein weihnachtliches Impro-Spektakel

Die universitäre Amateur-Improvisationsgruppe Feindbananen lädt zu einer weihnachtlichen Vorstellung im ThoP ein. In mehreren Spielen erzählt die Truppe die komödiantisch absurden Chroniken der »Feindnachten« und begeistert damit das Publikum.

Von Lisa E. Binder und Saskia Menssen

Bild: Zur Verfügung gestellt von den Feindbananen

Draußen friert es, Weihnachten steht vor der Tür. Wie könnte man die erste Hälfte des Wintersemesters besser ausklingen lassen als mit einem netten Abend im ThOP? Am 17. Dezember hat die universitäre Impro-Gruppe Feindbananen dort ihre Weihnachtsshow Fröhliche Feindnachten aufgeführt. Um die 50 Besucher:innen tummeln sich auf den Bänken und warten gespannt auf den Start. Weihnachtliche Stimmung verbreitet die Weihnachtswohnzimmer-Szenerie auf der Bühne, im Hintergrund klimpert leise »Stille Nacht, heilige Nacht«.

Filiz tritt auf die Bühne und erklärt: Das hier ist Impro-Theater. Das bedeutet: kein Skript und alles ist möglich. »Theoretisch könnte heute die Welt untergehen«, scherzt sie und macht dann die Bühne für den eigentlichen Moderator des Abends frei. In Anzugjacke und Löcher-Jeans fläzt sich Max mit einem dicken Wälzer auf den Lehnstuhl neben dem Weihnachtsbaum. Denn er wird dem Publikum heute die Chroniken der »Feindnachten« erzählen

Weniger Charles Dickens, mehr Spieleabend

Die Feindnachten, so beginnt Max und hält das Buch hoch, seien keine gewöhnlichen Geschichten, sondern überlieferte heidnische Sagen. Um diese weihnachtlichen Geschichten besser erzählen zu können, habe er die Impro-Gruppe, die Feindbananen, engagiert. Das Konzept ist simpel: Zu Beginn jeder Szene wählt Max Mitglieder der Feindbanaen aus, die auf die Bühne müssen. Das Publikum wird nach Vorschlägen gefragt, wo die Szene spielen soll. Manchmal werden auch Zettel gezogen, auf denen Begriffe stehen. In mehreren kleinen Spielen versucht die Truppe, Weihnachtsstimmung aufzubringen.

Durch die unvorhersehbaren Begriffe, die die Schauspieler einbringen, entstehen herrlich abstruse Situationen: Klein-Sebastian schreibt an den Weihnachtsmann und wünscht sich Weltfrieden, bekommt aber Weltkrieg für alle. Es gibt Glühweintester, die sich von der Somelier-Szene nicht anerkannt fühlen. Und Klein-Leon, der Expert:innen fragt, ob die Familie zu Weihnachten kommt und sich mit der Situation konfrontiert sieht, dass Mama fremdgeht, die Familie aus Fledermäusen besteht und die Hälfte der Familienmitglieder eh keinen Bock auf ihn hat. Die Feindbananen meistern das Moment der Spontaneität und begeistern mit ihrer Improvisationsfähigkeit.

Keine zusammenhängende Geschichte

Doch wer zuvor erwartet hatte, eine fantastische Geschichte voller Absurditäten und Weihnachtskitsch zu bekommen, lag leider daneben. Das Potenzial mancher Szenen hätte die Gruppe mehr ausschöpfen können, hätte sie sich für weniger Settings entschieden und wäre sie nicht von einem Aufhänger zum nächsten geeilt. Die schnellen Wechsel der Schauspieler:innen auf der Bühne ermöglichen nicht wirklich lange Improvisationen oder spannende Entwicklungen in der Handlung. So entsteht immer wieder der Eindruck: Jetzt geht es los, jetzt ist die Anmoderation fertig, jetzt kommt das Stück.

Doch leider kommt dann nur ein weiteres Spiel, das eine tiefgehende Improvisation nicht gestattet. Schade, da die Ansätze eigentlich schön funktionieren. Was passiert, wenn man an Weihnachten tote Katzenbabys auf dem Dachboden findet? Was ist das für ein Omen? Scheinbar keines, denn der Schock wird erwähnt, aber nie wieder aufgenommen. Ob die Mitarbeiter:innen von Demeter-Produkten nun den Geist der Weihnacht in das Futter mischen, werden wir wohl nie erfahren, und ob Rudolf eigentlich eine Rote-Panda-Kreuzung aus dem südlichen Kleintierzuchtverein ist und deshalb leuchtet, wohl auch nie. Schade eigentlich.

Gute Laune und viel Gelächter

Trotzdem ist der Abend sehr gelungen. Die Stimmung ist locker, heiter und ausgelassen, die einzelnen Szenen in ihrer Grundstruktur abwechslungsreich. Das Publikum ist allseits ins Geschehen integriert, sodass es nie langweilig wird und man immer das Gefühl hat, aktiv Teil der Show zu sein. Max, der Erzähler dieser feindnachtlichen Geschichten, schafft es, den Raum charismatisch einzunehmen. Es gelingt ihm, sowohl das Publikum bei Laune zu halten, indem er ähnlich einem Zirkus-Dompteur zum Jubeln aufruft und es auch wieder zum Schweigen bringt, sich auf die Kinder im Publikum einlässt und die Einwürfe der Zuschauer:innen auf das Bestmögliche filtert.  

Natürlich gibt es auch unter den Schauspieler:innen einige, die durch klare Aussprache und gezieltes Aufgreifen von Hinweisen glänzen: diejenigen, die über Text hinaus in unterschiedliche Rollen schlüpfen und sie durch Haltung und Gangart versuchen nachzuahmen. Doch liegt hier eben jene Herausforderung, die es bei jeder Impro-Darstellung ohne Kostüme und Set gibt: Ab wann wird es zu viel? Ab wann wird es lächerlich? Dieser schmale Balanceakt gelingt den meisten gut.

Denn schließlich ist eine gelungene Veranstaltung nicht eine ohne Fehler, sondern eine, die man nicht so leicht vergisst und von der man gerne am Weihnachtsabend bei einer Tasse Glühwein erzählt.

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1 Kommentare

  1. says: Lisa E.

    Hi Lisa hier. Vielleicht liest ja jemand von den Feindbananen diesen Artikel und könnte uns folgende Frage beantworten.
    Wie seid ihr auf den Namen „Feindbananen“ gekommen?

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