Tiere für eine bessere Welt

Unter der Regie von Barbara Korte wird am Theater im OP der Buchklassiker Konferenz der Tiere von Erich Kästner aufgeführt. Eine Gruppe von Tieren ärgert sich über das Verhalten der Menschen und veranstaltet eine Konferenz, um eine bessere Welt zu schaffen. Dabei stoßen sie auf einige Hindernisse, vor allem die Menschheit selbst. Können sie es dennoch schaffen? Humorvoll und mit modernen Elementen ausgestattet ist das Stück aktueller denn je.

Von Johanna Hölscher

Bilder: Dirk Opitz

Am Abend des 2. Dezembers wird es still im Saal des ThOP. Im Dunkeln kommen vier Reporter mit Zeitungen auf die Bühne. Sie berichten von den Nachrichten aus aller Welt, unter anderem auch über eine Konferenz der Menschen, die wieder einmal gescheitert ist. Elefant Olivia (Alena Schepelmann), Giraffe Cleopatra (Thalea Hesse) und Löwe Alois (Peter Witt) in Afrika ärgern sich darüber und beschließen selbst eine Konferenz abzuhalten. Die erste und letzte Konferenz der Tiere. Ihnen geht es in erster Linie darum, die Welt für die Kinder besser zu machen, und so lautet ihr Motto: »Es geht um die Kinder!«

Thalea Hesse als Giraffe Cleopatra, Alena Schepelmann als Elefant Olivia und Peter Witt als Löwe Alois rufen die Konferenz der Tiere ein. Bild: Dirk Opitz

Die Tiere entscheiden zu handeln

Die drei wollen sich mit anderen Tieren austauschen, die hier stellvertretend für die einzelnen Kontinente stehen. Unter anderem Stier Reinhold (Tobias Wojcik) aus Nordamerika, Eule Ulrich (Heiko Siebert) aus Europa, Känguru Gustav (Malte Christinck) aus Australien. Diese sollen über die Telefonvermittlung benachrichtigt werden, die von Flamingos geleitet wird. Während sie warten, tanzen die beiden Flamingos elegant über die Bühne – eine lustige und sinnvolle Idee, die Pause zu füllen. Nach und nach tauchen die anderen Tiere auf. Gemeinsam möchte die Gruppe alle Tiere informieren, vom Regenwurm bis zum Oktopus. Hektisch und unter viel Gelächter laufen alle über die Bühne, um die Nachricht zu verbreiten, die keiner so schnell vergessen wird: Es findet eine Konferenz der Tiere statt, in vier Wochen.

Die Hummel läuft schnell umher, das Lama verkündet die Botschaft ruhig und gelassen und die Schnecke macht alles langsamer: unterhaltsam ist das für Jung und Alt. Das liegt auch an den Kostümen (nach einem Konzept von Finja Sylvester), die sehr individuell die verschiedenen Eigenschaften der Tiere repräsentieren – so hat das Känguru einen Beutel angenäht bekommen, die Giraffe ist durch hochgeflochtene Zöpfe erkennbar –, und am minimalistischen Bühnenbild, das durch musikalisch untermauertes Umbauen nicht langweilig wird.

Einiges zu lachen bietet auch eine Szene, die an einem Grenzübergang der Menschen spielt. Ein Marienkäfer behauptet, genauso viele Punkte wie auf dem Ausweisfoto zu haben. Die Grenzwachen zählen weniger – der Grenzübertritt wird so zum Problem. Ein anderes Mal dürfen bedeutende Gegenstände wie das Korn des Huhns Henriette von Gack (Eva Kogan) nicht passieren, das Huhn regt sich schrecklich darüber auf. Oder die Wache findet den Hund niedlich und lässt ihn ohne Kontrolle durchgehen, was die anderen Tiere ungerecht finden und mit lautstarkem Protest kommentieren. Am Ende schließen sich die Tiere zusammen, um die Grenzwachen zu verängstigen und einreisen zu können. Trotz der humorvollen Darstellung bleibt eine gewisse Ernsthaftigkeit zurück, da diese Ungleichbehandlung nur zu sehr ein Abbild ähnlicher Ungerechtigkeiten in unserem Alltag ist.

Am Grenzposten gibt es Probleme. Bild: Dirk Opitz

Menschheit und Umweltveränderung

Jede Menge Tiere sind schließlich dem Aufruf gefolgt und zur Konferenz erschienen. Sogar einige Reporter sind anwesend. So gut die Konferenz angefangen hat, so schnell wird sie auch wieder unterbrochen. Es fehlen Tiere. Eisbär Paul und seine Freunde aus den kälteren Regionen sind noch unterwegs, denn wegen einer schmelzenden Eisscholle kommen sie nicht voran. Diese Szene verweist deutlich auf die drastischen Konsequenzen des Klimawandels.

Auch die Menschen – Generalin Zornmüller (Anja Kütemeyer) agiert hier stellvertretend für die Menschheit – machen es den Tieren nicht leicht. Zuerst probieren die Tiere sie friedlich, das heißt mit selbstgebastelten Plakaten und Interviews in Zeitungen, von der Wichtigkeit ihres Anliegens zu überzeugen. Die Menschen sollen endlich handeln, damit die Welt für die kommenden Generationen besser und friedlicher wird. Als dies scheitert, beschließen die Tiere aktiv zu handeln. Mäuse vernichten Akten und damit auch alle Konferenzunterlagen der Menschen und Motten fressen Uniformen, ein symbolischer Akt gegen den Krieg. Damit wollen die Tiere ein deutliches Zeichen dafür setzen, dass sie nicht einschüchtern lassen und bereit sind für die Erde zu kämpfen.

Der Klimawandel erschwert die Anreise von Knut (Bela Fiedel), Polarfuchs (Janus Seltmann), Schneehase (Imke Seidel) und Eisbär Paul (Winfried Binder). Bild: Dirk Opitz

Bis dieser Entschluss zum aktiven Widerstand gefallen ist, wird jedoch viel diskutiert. Man hat das Gefühl, die Diskussion und die Appelle würden sich endlos im Kreis drehen. Dann ist die scheinbar zündende Idee, das Vernichten der Akten und Uniformen, gefunden und plötzlich geht alles ganz schnell. Aufgrund der humorvollen Gestaltung der Szenen bleibt das Stück trotz der sich zäh ziehenden Konferenz unterhaltsam, so etwa, wenn Löwe Alois mit seiner wiederholten Aussage »Wenn ich nicht so blond wäre, würde ich mich schwarzärgern« für Lacher sorgt.

Das Stück regt zum Nachdenken über den Klimawandel, die Ungerechtigkeit in der Welt und das eigene Handeln an. Es zeigt, dass jede:r sich bemühen kann, etwas zu bewirken. Man benötigt nur eine Idee und den Mut andere zu überzeugen und aktiv zu handeln. Die Tiere wollen etwas erreichen, sie scheitern, trotzdem geben sie nicht auf und probieren es weiter. Und sind letztlich erfolgreich: die Menschen unterzeichnen einen Vertrag. Unter langem Applaus verlassen schließlich alle Tiere die Bühne. Ein humorvolles und detailreiches Theaterstück für die ganze Familie.

Die Konferenz der Tiere wird noch bis zum 17.12.2023 im Theater im OP zu sehen sein. Außerplanmäßig wird es eine zusätzliche Vorführung am 13.12. geben.

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