Jünger werden als Nebenwirkung eines Medikaments? Das passiert den vier Protagonist:innen in Maxim Leos Buch Wir werden jung sein. Aus einem wissenschaftlichen Thema macht Leo eine packende Geschichte, die Humor und Ernst vereint und zum Nachdenken anregt. Bei der Göttinger Frühjahrslese kommt er mit Andrea Schwyzer ins Gespräch über seinen neuen Roman.
Von Luca Marie Welsch
Bild: Literarisches Zentrum Göttingen
Mit dieser spannenden Frage wird die fünfte Veranstaltung der zweiten Göttinger Frühjahrslese am 6. April von Andrea Schwyzer eröffnet. Trotz des schönen Wetters an diesem fast sommerlichen Aprilabend ist das Göttinger Literaturhaus gut gefüllt.
Maxim Leo, Berliner Journalist und Autor, bespricht mit Andrea Schwyzer, Journalistin und Moderatorin, seinen neuen Roman Wir werden jung sein (Kiepenheuer & Witsch). Manche der Besucher: innen haben das im Monat zuvor erschienene Buch bereits gelesen, andere (noch) nicht – und doch heben die meisten die Hand, weil sie, ohne zu zögern, die Pille nehmen würden. Welche Pille? Diejenige aus Leos Roman, eine Pille mit verjüngender Wirkung. Leos Protagonisten hatten anders als das Publikum keine wirkliche Wahl, sie konnten sich nicht entscheiden. Durch die Teilnahme an einer Medikamentenstudie für Herzkrankheiten und die Hoffnung auf Besserung nehmen sie das Medikament und werden plötzlich unerwartet jünger.
Im Wohnzimmer mit Leo und Schwyzer
Zwischen Witz und Ernst erzählt Maxim Leo die Geschichte von vier Personen, die alle an unterschiedlichen Punkten ihres Lebens stehen. Leo erwähnt, dass seine Töchter, die seine Bücher mit als erstes läsen, ihn wohl am ehesten mit der Figur des älteren Herrn Wenger vergleichen würden: Erheiterung im Publikum.
Genauso humorvoll ist das Gespräch im Literaturhaus. Durch Andrea Schwyzers Moderation entsteht eine spannende Unterhaltung zwischen ihr, Maxim Leo und dem Publikum. Es ist, als würde man mit Schwyzer und Leo im Wohnzimmer sitzen und sich nett unterhalten; Leo liest Stellen aus seinem Buch, durch die das Publikum die Protagonisten besser kennenlernen kann. Wer ist eigentlich Verena, die Olympiasiegerin, was macht Wenger aus? Er erzählt aus seinem Leben, dass seine Töchter seine Bücher beim Lesen kritisch hinterfragten, oder von Abendessen mit Freunden, bei denen über diese spannende moralische Frage, ob und wer die Pille mit verjüngender Wirkung nehmen würde, diskutiert würde. Es gibt Spekulationen, was nach der Einnahme passieren könnte und es geht auch um die Frage, ob eine Verjüngung wirklich so wünschenswert ist.
»Würden Sie die Pille immer noch nehmen?«
Schwyzer schafft es, das Interesse des Publikums aufzugreifen, indem sie Leo Nachfragen zu den Charakteren und deren Empfindungen gegenüber dem Medikament stellt. Die Journalistin beendet den Abend mit der Frage, die bereits am Anfang gestellt wurde:
»Würden Sie die Pille jetzt, wo sie mehr erfahren haben, immer noch nehmen?«
Es sind wenige Besucher:innen sofort bereit, einige zögern, manche haben sich umentschieden. Die Mehrheit stimmt aber letztlich nach wie vor zu. Im Anschluss an die Veranstaltung werden Bücher verkauft und signiert, es wird sich unterhalten, es wird diskutiert. Die Veranstaltung endet mit guter Stimmung und viel Gesprächsstoff.