Begegnungen mit der Welt

Es soll laut Veranstalter:innen »der größte Literaturherbst aller Zeiten« werden: Unter dem Motto »Der Welt begegnen« geben sich vom 21. Oktober bis zum 5. November literarische Debütant:innen und verdiente Bestsellerautor:innen in Göttingen die Ehre. Auf dem Programm stehen gesellschaftlich kontroverse Themen neben lustvoller Unterhaltung.

Von Svenja Brand

Bild: Hanna Sellheim

Vom 21. Oktober bis zum 5. November ist es wieder so weit: Der 32. Göttinger Literaturherbst wartet mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot auf und verspricht laut Organisator:innen, »der größte Literaturherbst aller Zeiten« zu werden. Am 16. August haben Geschäftsführer Johannes-Peter Herberhold und die Festivalorganisatorinnen Nina Hornig, Gesa Husemann, Madeleine Stockder und Maria von Estorff im Literaturhaus das Programm vorgestellt, das in diesem Jahr unter dem Motto »Der Welt begegnen« steht.

Gesellschaftliche Kontroversen, lustvolle Unterhaltung und literarische Debüts

Vorfreude und auch eine gute Portion Stolz sprachen aus der Programmpräsentation des diesjährigen Literaturherbstes. Das Angebot ist wortwörtlich breit gestreut, 84 Veranstaltungen wird es in Göttingen und in diesem Jahr besonders auch der Region geben. Auch inhaltlich erwartet die Besucher:innen ein breites Spektrum, das auf Pluralität statt auf ein eng gefasstes Profil setzt; bei dem die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen und Kontroversen neben lustvoller Unterhaltung und illustre Größen der Literaturszene neben vielversprechenden Debütant:innen stehen. Zudem wird es einige inklusive Lesungen in einfacher Sprache und ausgewählte simultan gebärdengedolmetschte Programmpunkte geben.

Vier sehr unterschiedliche Veranstaltungen eröffnen am 27. Oktober zeitgleich den Literaturherbst. Die erste entführt in die Welt des Kinos – Daniel Kehlmann spricht mit Heinrich Detering über seinen neuen Roman Lichtspiel –, die zweite mit Forscherin Franziska Tanneberger in den unterschätzten Lebensraum Moor. Bei einer dritten eröffnet Wissenschaftsjournalist Frank Vorpahl postkoloniale Perspektiven auf die Südsee-Reisen des James Cook und beim Debütabend, der vierten Veranstaltung, kommen Andrea Landfried, Henri Maximilian Jakobs und Lion Christ, moderiert von Anna Bers, ins Gespräch über queere Liebes- und Lebenskonstellationen. Zu Gast ist am selben Abend, nur etwas später, der ukrainische Autor Andrej Kurkow, der mit Matthias Freise in das Kiew von 1919 und seinen neuen historischen Kriminalroman eintaucht.

Ein vielfältiges Angebot

Diese bunte Mischung setzt sich im weiteren Festivalverlauf fort: Da geht es um den Umgang mit Krisen und um zivilen Widerstand (Lea Bonasera: Die Zeit für Mut ist jetzt), um die Begegnung mit Klassismus (Eva Müller: Scheiblettenkind), einen analytischen Blick auf Pornografie und Bilder von Männlichkeit (Madita Oeming: Porno. Eine unverschämte Analyse und Fikri Anıl Altıntaş: Im Morgen wächst ein Birnbaum) oder die Pflege eines geliebten Menschen (Helga Schubert: Der heutige Tag).

Bestsellerautor Ferdinand von Schirach ist ebenso zu Gast wie Robert Seethaler, Max Goldt, Florian Illies und Dörte Hansen. Mit Ralf Rothmann spricht Lothar Müller über literarisches und poetisches Leben. Historisch wird es mit Christopher Clark, der über den Epochenumbruch 1848/49 schreibt, mit Jan Philipp Reemtsma, der in einer Biografie Christoph Martin Wieland in neues Licht rückt, aber auch mit Ilva Fabiani, die sich in ihrem Roman mit Zwangssterilisationen an der Universitätsklinik Göttingen zur Zeit des NS auseinandersetzt.

Internationaler Besuch und Humoriges

Auch internationale Gäste sind beim diesjährigen Literaturherbst dabei: Aus den USA reisen Richard Ford, aus dessen Werk Valentinstag Benno Fürmann lesen wird, und Bonnie Garmus an, die ihr erfolgreiches Romandebüt Eine Frage der Chemie mit der gefeierten Protagonistin Elizabeth Zott im Gepäck hat. Einer anderen historischen Frauenfigur nimmt sich Angela Steidele an: In Aufklärung schreibt sie über Luise Gottsched und spricht beim Literaturherbst mit Daniel Göske über ihr Buch.

Humorvoll sollen ein Theaterabend mit den dramatischen Werken von Loriot und die Vorstellung von Helge Schneiders Stepptanz werden. Und natürlich wird im Rahmen des Literaturherbstes auch der:die noch unbekannte Preisträger:in des Deutschen Buchpreises wieder seine:ihre erste Lesung außerhalb der Frankfurter Buchmesse im Göttinger Alten Rathaus halten. 

Wie die Begegnungen mit der Welt aussehen, wird sich ab dem 21. Oktober zeigen. Karten gibt es ab sofort auf der Website des Literaturherbstes und im Vorverkaufsbüro in der Nikolaistraße 22 zu kaufen. Mit dem Kulturticket erhalten Studierende freien Eintritt an der Abendkasse, sofern noch Karten vorhanden sind. Außerdem können über das ON AIR-Ticket wieder über 60 Veranstaltungen live oder als Aufzeichnung gestreamt werden – das Digitalticket ist für Studierende der Universität oder der PH Göttingen kostenfrei.

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