»Ich möchte ein Buch erschaffen, das man so nicht im Laden findet«

Im Mai 2022 hat Lukas Teusch den ersten Band seiner Fantasy-Romanreihe Träger herausgebracht. In einem Interview erzählt der Göttinger Student von seinem Schreiballtag, woher er seine Inspiration nimmt und vor welche Schwierigkeiten das Self-Publishing angehende Autor:innen stellt und welche Möglichkeiten es eröffnet.

Interview von Janina Schumann

Bild: Via Pixabay, CC0

Lukas Teusch studiert in Göttingen Germanistik und Philosophie im Bachelor und hat im Mai 2022 seinen ersten Fantasy-Roman Träger: Ein Dämonischer Anführer selbst herausgebracht. Im Interview erzählt Lukas, wie er es geschafft hat, sich neben dem Studium einem so großen Projekt zu widmen und auf welchem Weg er sein Buch veröffentlicht hat. Neben den Vor- und Nachteilen des Self-Publishings beschreibt er seinen eher untypischen Arbeitstag und woher er seine Ideen nimmt.

Dein erstes selbstpubliziertes Buch liegt vor uns. Bist du zufrieden damit?

Ich habe mich früher immer gefragt, wie es sich wohl anfühlen wird, wenn ich fertig bin. Aber ich glaube, das ist ein Realisierungsprozess, der schon beim Schreiben eintritt. Es fühlt sich zwar gut an, aber da es eine Buchreihe ist, war das hier für mich nur der erste Schritt. Menschen, die einen Einteiler schreiben, sind bestimmt deutlich zufriedener, da sie dieses abschließende Gefühl haben. Ich habe dagegen ein Zehntel meiner Reihe erreicht. Es ist für mich einerseits ein erster Safepoint, an dem ich festmachen kann, dass ich tatsächlich etwas Praktisches geschafft habe. Aber andererseits muss ich jetzt auch weitermachen. Es macht mir zwar ein wenig Angst, diese Verpflichtung eingegangen zu sein, aber ich spüre auch wahnsinnige Vorfreude auf das, was noch kommt.

Kannst du einschätzen, wie lang die Buchreihe wird?

Ja, da bin ich mir schon ziemlich sicher. Es werden sechs Haupt- und fünf Nebenbände, jedenfalls als Reihe unter diesem Titel. Vielleicht lasse ich später in einem anderen Buch die gleichen Figuren nochmal auftreten.

Lukas Teusch hat neben dem Studium einen Fantasy-Roman geschrieben. Foto: privat

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Bücher haben mich schon immer fasziniert: dieses Verschlingen von Welten, diese Vorstellungen. Ich dachte mir: Warum kann ich nicht für mich ein Buch erschaffen, was ich so in dieser Form nicht im Laden finde – meine eigene optimale Geschichte? Die werde ich natürlich niemals so genießen können, wie ich es als Leser täte, da ich die Handlung selbst geschrieben hab und sie mich weniger überrascht. Aber dafür habe ich eine ganz innige Verbindung mit diesem Buch, weil ich eine ganz besondere Innensicht in diese Figuren habe. Geschrieben habe ich schon mit elf Jahren, das erste Buch habe ich mit 15 angefangen, dabei war ich aber immer ängstlich, allein zu schreiben. Deswegen hab ich mir früher Partner:innen gesucht, die mich angespornt und mir bei meinem Projekt geholfen haben. Mittlerweile kann ich genug Motivation aus mir selbst gewinnen.

Wie funktioniert es zeitlich, neben dem Studium ein Buch zu schreiben?

Innerhalb des Semesters gar nicht, nur in den Semesterferien arbeite ich daran. Ich erledige immer meine Hausarbeiten und andere Prüfungen so schnell es geht, um mich dann bis zu acht Wochen am Stück jeden Tag nur auf das Schreiben zu konzentrieren. Ich arbeite jeden Tag zu einer bestimmten Zeit, um eine Routine aufrechtzuerhalten. Aber ich merke oft, dass meine kognitive Kapazität nachlässt und mir das konzentrierte Herangehen an eine Aufgabe zunehmend schwerfällt. Gerade meine beiden Studienfächer Germanistik und Philosophie sind sehr schreib- und leseintensiv. Irgendwann wird man des Schreibens überdrüssig. Deswegen nutze ich das Semester eher zum Brainstormen, um auf Ideen zu kommen und diese mit anderen zu besprechen.

Wie läuft ein typischer Tagesablauf aus, an dem du schreibst?

Ich bin ein Nachtmensch und arbeite deswegen auch nachts. Ich arbeite nach dem Motto »Erst das Vergnügen und dann die Arbeit«. Von 20 bis 3 Uhr arbeite ich und schlafe dann bis 11 Uhr morgens. Da ich in der Schreibphase mehr Schlaf brauche als sonst, mache ich meist noch einen Mittagsschlaf für zwei Stunden. So um 19 Uhr gehe ich joggen oder mache Yoga, esse etwas und fange an zu schreiben. Ich mag an der Nacht einfach, dass sie so ruhig ist. Das gibt mir das Gefühl, dass ich für mich bin, und ich kann mich so besser konzentrieren.

Woher kommt deine Inspiration?

Mich inspiriert Anime, gerade die vielperspektivischen und langen Kämpfe darin. Viele andere Genres instrumentalisieren Kämpfe zum Beispiel als Charakterentwicklung. Bei mir geht es auch um die Ästhetik eines Kampfes. Eine Kampf-Choreo kann bei mir schon mal über vier Seiten gehen. Auf Ideen komme ich bei Unterhaltungen mit anderen oder langen Spaziergängen. Meine Mitbewohnerin und meine Freunde helfen mir viel dabei. Ein Perspektivwechsel ist oft hilfreich – besonders die Sicht von Menschen, die sich kaum mit dem Buch auskennen. Ich lasse mir aber auch oft Detailfragen offen und entscheide dann im Moment des Schreibens, wie sich welche Figur verhalten könnte, je nachdem, wie sich die Situation anfühlt.

Du hast dein Buch selbst publiziert. Wie funktioniert das überhaupt?

Es gibt verschiedene Seiten, bei denen man das machen kann. Manche drucken eine Auflage, andere nur auf Anfrage. Die Kosten und der Gewinn pro Buch sind deshalb sehr unterschiedlich.

Worauf muss man beim Self-Publishing als Autor:in achten?

Man muss auf alles selbst achten. Man muss selbst lektorieren, formatieren und korrigieren. Es gibt niemanden, der nochmal darüber schaut. Deshalb muss man hinterher auch mit seinen eigenen Fehlern leben. Ich gucke immer mal wieder ins Buch und finde auf jeder Seite einen Fehler. Auch wenn man den Text dreißigmal liest, findet man nicht alles. Ich habe ein Programm für 150 Euro gekauft und auch das findet nicht alles. Bei manchen Self-Publishing-Seiten gibt es eine Auswahl an Covern und die Möglichkeit, sich eigene zu erstellen. Aber die sind eben nie so individuell. Ich habe mir einen Cover Artist gesucht und auch Geld investiert, damit es jetzt so aussieht. Ich dachte mir, für das erste eigene Buch kann man das Geld für den letzten finishing touch dann auch noch ausgeben, wenn man sowieso schon so viel Mühe hineingesteckt hat.

Was ist der größte Nachteil beim Self-Publishing im Gegensatz zum Veröffentlichen mithilfe eines Verlags?

Reihe

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Ich würde sagen, das ganze Marketing, um das man sich selbst kümmern muss. Man hat keinen Verlag mit einer riesigen Werbetrommel oder Beziehungen, wodurch man leichter gesehen wird. Wenn du selbst für dein Buch werben willst, läuft das eher über Mundpropaganda und zum Beispiel Instagram oder TikTok.

Was planst du als nächstes?

Ich möchte unbedingt ein Hörbuch zu meinem Roman erstellen, das ich auch selbst spreche. Ich bin in meiner Freizeit sowieso im Synchronbereich tätig. Es ist gar nicht so einfach, durchgehend auf die Intonation zu achten, nicht zu schnell zu sprechen und sich nicht zu verhaspeln. Mein zweites Buch soll zur gleichen Zeit herauskommen wie das erste, also im Mai oder Juni. Und natürlich muss ich mich auch aufs Studium konzentrieren, damit das nicht darunter leidet.

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